29. Januar 2021

Vertrauen ist gut, die Blockchain ist besser

Zahllose Unternehmen und viele Branchen spüren seit nunmehr geraumer Zeit die Auswirkungen der disruptiven Seite der Digitalisierung. Ich habe mich vor kurzem mit der Frage beschäftigt, warum der Immobilienmarkt eigentlich davon bis heute nicht betroffen ist. Sicher: Die meisten Menschen suchen heute online nach Immobilien. Aber bis auf diesen Umstand haben sich der Immobilienmarkt und seine Akteure im Wesentlichen nicht verändert. Warum ist das so? Ich denke, dass der Immobilienmarkt ein anschauliches Beispiel dafür liefert, welche Rolle Vertrauen bei Transaktionen spielt. Gleichzeitig ist heute mit der Blockchain eine Technologie verfügbar, mit der dies bald anders werden könnte.



Wie entsteht Vertrauen?

Um die wahre Bedeutung der Blockchain-Technologie in diesem Zusammenhang bemessen zu können, muss zunächst geklärt werden, was eigentlich Vertrauen schafft. Ich denke, dass Vertrauen im Wesentlichen durch zwei unterschiedliche Faktoren bedingt wird. Auf der einen Seite kann Vertrauen durch Marken und Menschen sowie deren Kenntnisse, ihr Wissen, ihre Erfahrung und unsere Beziehung zu ihnen hergestellt werden. Auf der anderen Seite können wir Vertrauen in eine Sache gewinnen, wenn uns Informationen in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen, auf deren Grundlage wir selbst ein Urteil fällen können.



So stellt die Blockchain Vertrauen her

Die Blockchain-Technologie kann vor allem deswegen Vertrauen schaffen – oder besser: ersetzen – weil sie eben ein Garant für sichere und zuverlässige Kommunikation und Transaktionen sowie Daten- und Informationsaustausch ist. Bleiben wir dazu noch einmal kurz in der Immobilienbranche. Die bislang unersetzbare Rolle von Vermittlern und anderen Experten in diesem Bereich beruht darauf, solide Informationen zu beschaffen, auf der eine fundierte Entscheidung über den Kauf erfolgen kann.

Dies könnte sich jedoch bald ändern. Denn eine der maßgeblichen Entwicklung in der Immobilienbranche ist das sogenannte „Building Information Modeling“, kurz BIM. Dabei handelt es sich um die Digitalisierung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Planung bis zum Recycling. Ein Schlüsselelement dabei ist ein digitales Abbild des Gebäudes, auch digitaler Zwilling genannt, in dem alle Informationen gespeichert werden, die in Zukunft relevant sein können. Datensätze, Pläne, Informationen zu Materialien, Veränderungen oder Sanierungsmaßnahmen und vieles mehr. All diese Informationen können problemlos auf einer Blockchain gespeichert werden.

Würde ein Käufer von Immobilien nun bei der Suche auf diese Daten vollständigen Zugriff bekommen könne, würde ein großes Maß an Vertrauen in ein Objekt hergestellt. Denn es wäre klar, ob und was saniert wurde, wie effektiv sich ein Gebäude betreiben lässt, welche Nebenkosten tatsächlich anfallen oder ob ggf. problematische Materialien verwendet wurden, durch die Folgekosten entstehen können. Selbst der Kauf einer Immobilie kann künftig prinzipiell dank Smart Contracts über die Blockchain sicher und unkompliziert organisiert werden.



Das Potenzial der Blockchain als Vertrauensgarant

Auf ähnliche Art und Weise kann die Blockchain-Technologie Vertrauen in zahlreiche weitere Produkte und Dienstleistungen herstellen. Gerade im Premium-Segment fragen sich Kunden immer häufiger, unter welchen Bedingungen bestimmte Produkte wie Kleidung hergestellt wurden. Dabei sind nicht immer alle Informationen über die Herstellung und die damit verbundenen Lieferketten transparent verfügbar. Dies kann durch den Einsatz einer Blockchain relativ einfach behoben werden.

Die Blockchain-Technologie wird insbesondere auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Vernetzung im Bereich der Industrie immer wichtiger. Durch das Internet der Dinge und Dienste steigt jedoch auch das Volumen der Daten und der digitalen Kommunikation drastisch an. Auch hier ist das Vertrauen und Verlässlichkeit ein Schlüsselelement, wenn es um die breite Adaption der Digitalisierung geht. Darum führt auch hier kein Weg an der Blockchain und Smart Contracts vorbei.



Kundendaten dauerhaft im Besitz der Kunden

Nicht zuletzt spielt Vertrauen in Märkten, in denen für Kunden der Datenschutz ein wichtiges Thema ist, eine wesentliche Rolle. In diesem Zusammenhang bringt die Blockchain ebenfalls wesentliche Vorteile mit sich. Wenn Menschen vermehrt ihre Daten sicher in der Blockchain speichern, besteht keine Notwendigkeit mehr, dass Unternehmen beziehungsweise Advertiser diese dauerhaft besitzen müssen. Es genügt, wenn Kunden in dem Augenblick, wo es relevant ist, ihre Daten mit einem Anbieter auszutauschen, den Zugriff gewähren. Diese wäre etwa dann der Fall, wenn Menschen daran interessiert sind, relevante, auf sie zugeschnittene Angebote zu erhalten.



Vertrauen ist gut, die Blockchain ist besser

Die Blockchain lässt sich verstehen als verbindendes Gewebe zwischen Menschen, Informationen und Unternehmen sowie deren Produkten. Damit schafft sie etwas, das in Zukunft immer wichtiger werden wird. Sie schafft Vertrauen zwischen Unternehmen und Kunden beziehungsweise zwischen Marken und Konsumenten. Dabei ist die Blockchain in vielen Aspekten dem bloßen Vertrauen überlegen. Ich bin mir sicher: Wenn die Blockchain in Zukunft zur technischen Grundlage von Transaktionen wird, werden wir irgendwann selbst Immobilien mit einem einzelnen Klick kaufen.